30. Juni 2013

Zweimal nix mit guten Vorsätzen ...

Gestern und vorgestern war es soweit: An diesen Tagen habe ich meine Mission nicht erfüllt. Mehrfach nicht erfüllt. Ich muss meinen Counter um zwei Tage zurückdrehen und fühle mich saft- und kraftlos.

In den letzten Tagen habe ich mich schon recht müde gefühlt, immer noch, dazu einfach ausgelaugt und antriebslos. Der Haushalt blieb zu großen Teilen liegen, was in Unordnung, Wäschebergen und wachsender Unzufriedenheit meinerseits mündete. Ich hatte einfach keine Energie und empfand alle möglichen Kleinigkeiten als lästig und hatte schnell das Gefühl, alles nicht schaffen zu können. Tatsächlich habe ich fast gar nichts geschafft. Ich malte mir häufig aus, wie das alles werden soll, wenn ich erstmal wieder mehr arbeite und kam immer zu dem Schluss, dass das alles gar nicht gehen kann. Woher soll ich die Zeit nehmen? Woher die Energie und den Optimismus?

Und ganz passend zu meinem Allgemeinbefinden war es dann auch mit meiner Ausdauer bezüglich Anschreiverbot bestellt. Ich fühlte mich überfordert und übellaunig und habe dieses die Kinder auch spüren lassen. Sie waren eigentlich ganz normal, aber ich fand in einigen Situationen alles so ätzend, dass ich meine schlechte Laune an ihnen ausließ. Ich erinnere mich nur noch vage an die Situationen selbst, aber ganz deutlich an das Gefühl des Scheiterns, als mir bewusst wurde, dass ich wieder in der alten Schleife unterwegs war. Statt dann wegzugehen oder eine andere Alternative zu finden (z.B. nichts entgegnen, singen, albern sein, etc.) habe ich mich noch richtig hineingesteigert und verbal noch einen drauf gesetzt.

Alles in allem war das in einem erträglichen Rahmen, wenn ich das mit vorherigen Zeiten vergleiche. Für Mama Koala war es aber ganz und gar nicht akzeptabel. Mein Ton war meckerig, die Stimme viel zu laut und zu aggressiv. Und das vorgestern gleich zwei Mal, da war mir klar, dass ich diesen Tag nicht gelten lassen kann.

Gestern kam es dann zu einer kurzen Situation, die aber auch laut und unangebracht war. Auch da habe ich nur noch das Bild vor Augen, wie mein Ältester im Auto sitzt und mich anschaut, während ich ihn vollschimpfe. So ein Bild wollte ich doch genau nicht mehr erzeugen!

Heute bin ich einen ganzen Tag weiter. Der Ärger über mich selbst ist noch da, aber ich merke, dass ich die Lage so langsam wieder in den Griff bekomme. Gestern dachte ich noch, dass diese ganze Challenge doch völlig übertrieben sei, wie soll ich das je schaffen? Vor ein paar Tagen noch die 2 Wochen abgefeiert, jetzt schon gescheitert.
Heute merke ich aber, dass mein Wille, diese Challenge durchzuziehen doch sehr stark ist. Im Sinne meiner Kinder, im Sinne meiner Beziehung und für mich selbst will ich ganz einfach kontrollierter und vernünftiger auf stressige Situationen reagieren, bzw. mich so verhalten, dass es in der Regel erst gar nicht zu solchen Situationen kommt.
Da die letzte Zeit aber mit Sicherheit nicht die stressigste war, die mich in diesem Mama Koala Jahr erwartet, muss ich mich noch einmal ein wenig feiner justieren. Denn: Kein Kind und auch sonst niemand in der Familie ist krank, ich bin nur ein wenig kraftlos, aber ansonsten gesund, der Juni ist nun nicht gerade der klassische Depri-/Stressmonat und ich arbeite nur sehr wenig. Da gibt es Schlimmeres!

Ich habe heute überlegt, ob ich nicht noch einmal von vorne anfangen sollte mit dem Zählen. Damit es mir nicht wieder "passiert", denn einfach einen Tag aussetzen fühlt sich nicht so richtig wie die Zurechtweisung an, die ich anscheinend gelegentlich brauche.

Aber ich habe mich dagegen entschieden und hoffe, dass ich auch so genug gelernt habe, um mich in Zukunft besser wieder in den Griff zu bekommen. Vielleicht sollte ich ja doch über vielfältigere Alternativen zum Schreien nachdenken und sie erproben. Und vielleicht sollte ich auch meine Trigger ernster nehmen und sie vor allem schneller erkennen.
Das Problem der letzten Zeit war, dass sich zum allgemeinen Trigger Müdigkeit auch noch Unzufriedenheit gesellte. Damit kann ich sowieso nicht gut umgehen und so ist es nicht verwunderlich, dass ich gerade jetzt diesen Rückschritt gemacht habe. Diese latenten Gefühlszustände finde ich viel schwieriger als Trigger zu identifizieren. Jetzt weiß ich es aber und werde mir bei nächster Gelegenheit, wenn es wieder einmal soweit ist, dazu etwas überlegen müssen. Meine Kinder könnten z.B. Koalamasken tragen, dann würde ich stets daran erinnert, dass ich doch die Koalamama sein will!

Zwei weitere Tage ohne Anschreien und Gemecker sind immerhin geschafft. Morgen beginnt neue Woche und ich will sie im neuen Bewusstsein beginnen, dass die Challenge Anstrengung erfordert, die ich nun wieder erbringen will. Denn wie Janosch schon sagte: Jeder Tag ist neu.


26. Juni 2013

Distanz, Nähe und Konditionalsätze

Ein paar Trigger habe ich ja schon identifiziert, die mich schnell laut und aggressiv werden lassen. Heute habe ich sehr deutlich einen weiteren erfahren: Räumliche Distanz.
Und zwar nicht eine solche Distanz, bei der ich die Kinder nicht sehen oder hören kann, sondern gerade genug Entfernung, dass ich das Gefühl habe, nicht eingreifen zu können.

Heute sind wir verhältnismäßig viel Auto gefahren. Wir haben aufgrund der angestiegenen Kinderzahl ein etwas größeres Auto, was wunderbar ist. Nur, man ist eben weiter von den Kindern weg. Unterhalten können wir uns noch ganz gut, wenn man etwas lauter spricht, anfassen geht aber nicht. Jedenfalls nicht von vorne nach hinten. Die Kinder können, je nach Sitzkonstellation, einander noch gut berühren, zumindest ihre Füße können sich treffen, wenn die Sitze sich gegenüber gestellt sind. Und die Füße tun das auch, immer mal wieder. Heute eher mal wieder immer.
Eine Meinungsverschiedenheit der beiden Großen artete dann in wildes Getrete aus, das ich zunächst durch beschwichtigende Worte zu stoppen versuchte. Keine Reaktion. Also habe ich gerufen "HALLO! AUFHÖREN JETZT!", immer noch in eher beschwichtigendem, wenn auch deutlich lauterem Ton. Keine Reaktion. Ich fühlte in meiner Kehle das "aaaaaaAAAAARRRGHH" aufsteigen, schaute in den Rückspiegel, um sicher zu gehen, dass kein Auto hinter mir fuhr, und fuhr rechts ran. OK, ich bremste rechts ran. Scharf. Meine Tasche rutschte schwungvoll vom Beifahrersitz und ihr Inhalt verteilte sich im Fußraum. Egal.
Ich legte eine effekthaschende Pause ein und sagte dann ganz ruhig das Unvermeidliche.

Wenn ihr jetzt nicht damit aufhört, wird einer von Euch leider zu Fuß bis nach Hause laufen müssen. Und das ist noch ganz schön weit.


Das Gute: Die Zergerei hörte sofort auf. Kind Nr. 2 sagte in seinem üblichen lässigen Tonfall Ach Mama, wir hören doch schon auf. 

Das Schlechte: Ich finde diese Sätze so erbärmlich, legen sie doch das gesamte Ausmaß der mütterlichen Hilflosigkeit in 2 Sekunden offen!

Während der Fahrt nach Hause habe ich dann überlegt, ob ich die Ausrichtung meiner Challenge noch erweitern sollte, etwa
365 Tage: kein Geschrei, kein Gemecker, weniger Schimpfen und keine Konditionalsätze!,
musste dann aber einsehen, dass ich einer solchen Challenge nicht gewachsen wäre. 


Zwar merke ich, dass ich weniger zu diesen drohenden Zurechtweisungen greife, als vor der Challenge, aber ganz ohne würde ich mich glaube ich meines letzten Mittels beraubt fühlen. In der Regel empfinde ich diese Wenn-Dann-Szenarien auch nicht als echte Drohung den Kindern gegenüber (obwohl sie das ja offensichtlich sind), aber an manchen Stellen überschätze ich die Fähigkeit meiner Kinder, völlig überzogene Konsequenzen wie Wenn Du Deinen Kram jetzt nicht endlich wegräumst, dann muss ich alles wegschmeißen oder verkaufen. als solche zu erkennen: 

Alle meine Sachen? Meinen ganzen Kram, der hier liegt? wimmerwimmer Das kannst Du doch nicht machen, womit soll ich denn dann überhaupt noch spielen? wimmerwimmer (Kind 1)


Bei Kind 2 dagegen lösen diese Androhungen von irgendwelchen ihn betreffenden Konsequenzen häufig hektische Betriebsamkeit aus. Für den Moment klappt es also bei ihm (genauso wie das ebenfalls unvermeidliche Anzählen, das wir uns idiotischerweise angewöhnt haben. Lustig dabei ist allerdings, dass das Zählen allein schon reicht, man muss sich gar keine Konsequenzen ausdenken, die man dann eh nicht einhalten kann oder will. Und drohend muss der Tonfall auch nicht sein. Ich gebe ihm und uns noch ein halbes Jahr, dann wird er wie sein großer Bruder sagen Halt! Was passiert denn bei 3?), elegant finde ich es nicht und hinsichtlich authentischer, respektvoller Kommunikation geht es gar nicht.



In letzter Zeit enden die Sätze, die mit Wenn Du nicht ..... beginnen, bei mir sehr häufig mit abstrusen und irrealen Konsequenzen. Das ist wohl meine Art, noch mal abzubiegen, um nicht tatsächlich Dinge zu verkünden, die entweder den Kindern Angst machen oder die durchzuziehen viel zu anstrengend und unsinnig wäre. Oft klappt das auch, zumindest beim Erstgeborenen. Der erkennt die Ironie und wir können beide schmunzeln, bevor ich dann ein kumpelhaftes Komm, mach mal schnell hauche. Und dann macht er eben auch mal schnell!

Vielleicht erledigen sich diese Sätze ja ab einem bestimmten Alter der Kinder von vornherein. Kind 1 fragte neulich, nach einem Wenn Du Deine Wäsche nicht einsortiert hast, kannst Du auch nachher kein Wickie gucken ganz trocken und sehr treffend, was denn seine Wäsche mit Wickie zu tun habe? Nix! hab ich gesagt, ich will einfach, dass Du das jetzt machst.
Dann sag das doch einfach hat er sich glücklicherweise gespart. Ich hab's mir aber auch so gedacht.


Nein, meine Wenn-Dann-Sätze werden mich mit Sicherheit noch ein Weilchen begleiten, Kind Nr. 3 kann ja noch nicht einmal sprechen ... Richtig problematisch und deshalb für mich und meine Challenge relevant ist allerdings, dass häufig nach der Androhung fiktiver (oder sehr greifbarer) Konsequenzen gefühlt eine Steigerung erfolgen muss, wenn die Macht des Konditionals versagt hat. Und das ist dann eben doch schnell Lautstärke und aggressiver Tonfall. Diese Falle muss ich um jeden Preis vermeiden. Ich werde mich daran erinnern. Vielleicht bekomme ich es ja hin, wie beim Verzicht auf eine Antwort (hier), einfach bevor das "Wenn" überhaupt ausgesprochen ist, nichts zu sagen. Denn eine gute Alternative, eine die inhaltlich deutlich macht, dass ein bestimmtes Verhalten nicht geduldet wird und das auch bestimmte Gründe hat, habe ich noch nicht gefunden.



Und noch ein Satz zu Nähe (schließlich steht es ja in der Überschrift): Das jüngste Kind ist schon immer richtig kuschelig, aber Nr. 1 und 2 fordern im Moment ebenfalls viel körperliche Nähe ein. Das häufige Tragen, das sie sich wünschen, kann ich meist wegdiskutieren (19 bzw. 16kg, Rücken, alte Frau, etc.), dem Kuscheln auf dem Schoß kann ich aber mittlerweile viel mehr abgewinnen, als noch vor einigen Wochen. Da war mir die Nähe dann schnell zu viel, ich will Kaffee trinken (jaja, das alte Thema), ich muss doch hier gerade, ich will jetzt einmal einen Moment ... Und nun mehren sich die Situationen, in denen ich die Nähe der Großen richtig genießen kann. Denn in ganz kurzer Zeit wird sich das mit Sicherheit erledigt haben. Und ob sie beim ersten Liebeskummer gerade zu mir kuscheln kommen, bezweifle ich .....


25. Juni 2013

2 Wochen ohne Geschrei und Gemecker -- Jubel!

Der 14. Tag ist vollendet, auch heute (Tag 15) ist ohne Anschreien, Rumbrüllen und Gemecker über die Bühne gegangen. OK, heute war leicht, 2 von 3 Kindern waren außer Haus verabredet und obwohl Kind 3 mit der Situation "mit Mama allein zu Haus" ganz und gar nicht zufrieden war und das mit ausdauerndem Geweine und flehenden "da ....da! .... DA!!!!"-Rufen zum Ausdruck brachte, blieb ich ganz bei mir und meinem Eukalyptusstrauch. (Kind 3 habe ich glaube ich auch in der Vergangenheit noch nie wirklich angeschrien, er ist nämlich erst etwas älter als anderthalb und hat noch diesen wundervollen magischen Welpenschutz, der dafür sorgt, dass ich eigentlich alles irgendwie süß finde, was er macht).

Also Jubel-Jubiläum!!! Wenn man sich meinen Counter ansieht wird schnell klar, dass 14 Tage erst einmal wirken wie .... nix. ABER:
- rückblickend habe ich in der jüngeren Vergangenheit höchstens einzelne Tage, evtl. mal 2 aufeinanderfolgende Tage ohne Geschrei verbracht. Deshalb: 7 mal soviel und das in einem Guss!
- Es macht mich stolz, dass ich bislang noch keinen Tag wiederholen musste, also noch keinen Rückfall hatte. Ich war kurz davor und es gab Momente, in denen ich mir eine Skala gewünscht hätte, die mir meinen kritischen Bereich anzeigt und kurz hupt oder sich räuspert, wenn ich dem aggressiven Affengebrüll gefährlich nahe komme. Habe ich aber schlussendlich auch ohne solch ein sicherlich aufwändig zu bauendes Gerät geschafft. Und das 14 Mal!
- Ich fühle mich jetzt richtig "drin". Die Challenge ist mir an jedem Tag und in jeder Stunde, die ich mit meinen 3 Kindern verbringe, bewusst, aber mein Wohlverhalten hat sich schon etwas eingeschliffen. Ich schaffe es meistens, die Situation auch bei den Kindern erst gar nicht eskalieren zu lassen und muss mich nicht sehr oft zusammenreißen oder alternative Möglichkeiten der Gefühlsäußerung bemühen. Manchmal bin ich, wie in den letzten Tagen, aber auch einfach furchtbar müde und mir fehlt die Energie mich aufzuregen.

Ich stoße auf mich selbst an und denke ganz fest an meine schlafenden Kinder, die ich auch morgen wieder nicht verletzen, demütigen oder anschreien will sollte werde.

Gute Nacht!

23. Juni 2013

Schlaf und alles

OK, der Honeymoon für Mama Koala ist vorbei. Ich bin keine Koalamama, denn ich kann nicht auf meinem Ast schlafen und dabei nicht herunterfallen. Das erschwert das gemütliche Eukalyptusblattmümmeln erheblich. Diese Erkenntnis hat mich heute getroffen wie ein Schlag. Die von mir erdachte Koalaexistenz ist eben nur das: erdacht.

Ich kenne das Gefühl, das einem ein längerfristiger Schlafentzug beschert. Oder eher gesagt die Gefühle. Die ersten beiden Kinder ware schlechte Schläfer, wachten bis zum Alter von 2 Jahren regelmäßig nachts auf (oft 2mal) und hörten damit auf, als ich mit dem nächsten Baby so hoch schwanger war, dass ich eh 2 mal nachts aufstand, um auf's Klo zu gehen. Mein Mann und ich sind also sehr erfahrene Schlechtschläfer. Das hat zu der Zeit alles beeinflusst und überschattet. Ich pflegte zu sagen: Eltern von Kindern, die durchschlafen, haben keine Ahnung.

Nun haben wir mit Nr. 3 einen Gutschläfer, der zwar nicht mit 3 Tagen begonnen hat 14 Stunden durchzuschlafen, der aber schon seit seinem ersten Geburtstag in der Regel nachts nicht mehr aufwacht und wenn doch, einfach weiterschläft. Das hat alles positiv beeinflusst und besonnt. Ich rechne den bisherigen Erfolg meiner Mission mit all den positiven Auswirkungen auch zum großen Teil diesem Umstand zu: Mein Mann und ich sind uns viel näher und können den jeweils anderen viel besser sehen, als das zu Schlechtschlafzeiten der Fall war. Dadurch wird meine Challenge auch deutlich einfacher.

NUN ABER bin ich in einer Phase, die stark an damalige Zeiten erinnert. Ich bin von der Reise noch im Schlafdefizit und habe die letzten Nächte aus welchen Gründen auch immer für meine Verhältnisse schlecht geschlafen. Das wetterbeständige Zirkuszelt, das bis vor kurzem mein Nervenkostüm umgab ist weg (und das war teuer!) und ich bin auch in kleinen Situationen schnell reizbar und vor allem unzufrieden. Ich mecker nicht gleich los (da bin ich schon gut an Mama Koalas Denke und Gefühlslage gewöhnt, zum Glück!), aber ich laufe den halben Tag mit meiner Furche zwischen den Augenbrauen herum, weil dies nicht klappt und ich jenes nicht will.

Nun fühlt es sich richtig wie eine Challenge an. Wenn die Kinder lärmen und streiten, werde ich innerlich schon leicht aggressiv, auch mit besserer Organisation und den besten Vorsätzen.

Gestern habe ich dann - huch - meine Tage bekommen. ACH SO .... da erschien meine miese Laune der letzten Tage gleich in anderem Licht, nämlich der Erkenntnis, dass PMS bei mir anscheinend nun, nach 3 Schwangerschaften und Geburten, richtig zuschlägt.

Ein wenig hat mich das beruhigt, denn vorgestern hatte ich schon sehr klar keinen Bock mehr. Mir kam alles einfach sehr anstrengend vor und ich merkte, wie mir der Elan fast vollkommen abhanden gekommen war, der mich bislang noch so treu bei der Challenge begleitet hat.

Zum Glück für mich und meine Challenge, hatte mein Mann dann irgendwann die Faxen dicke und einen deutlichen und lauten Brüll gegenüber den beiden Großen herausgelassen. Ich konnte ihn verstehen, gleichzeitig hat mich das aber wieder auf den rechten Weg des Schreivermeidens geführt. So hatte es am Ende doch auch etwas Gutes...

Nun bin ich also wieder einen, bzw. zwei Schritte weiter. Ich habe nun sehr konkret bemerkt, wie sich
A Schlafmangel und B PMS auf meine Gemütslage auswirkt. Nämlich negativ und damit schreiwahrscheinlichkeitserhöhend.

Die folgenden Faktoren habe ich bislang als Trigger zum Rumschreien ausmachen können:
- Hunger
- übervolle To-Do-Listen
- Schlafmangel
- PMS

Ich versuche, diese Trigger frühzeitig zu erkennen, um noch "vernünftig" darauf reagieren zu können, bevor ich in den Autopiloten schalte, der sich über die Jahre einprogrammiert hat. Was für mich z.B. gut klappt ist, dass ich nachdem ich zweimal meinen Ton verschärft habe, beim dritten Mal nach dem Luftholen nichts sage. Das klingt etwas seltsam, klappt aber gut. Die Kinder gucken mich dann manchmal an, in Erwartung, dass das Geschimpfe jetzt richtig losgeht. Ich aber lasse dann einfach eine Bemerkung aus. Für mich entspannt sich die Lage dann meist schon und ich mache erst einmal nicht weiter und die Hitzigkeit steigert sich dementsprechend auch nicht noch weiter. Das gibt mir wiederum den Moment Zeit, den ich brauche, um kurz Signale von der Meta-Ebene empfangen zu können.

Du hast heute erst eine Banane gegessen und Kaffee getrunken, Du musst etwas ESSEN!
oder
Dich nervt gerade, dass Du heute mal wieder nicht annähernd Deine Liste abarbeitet bekommst. Das macht Dich furchtbar fickerig und unerträglich ungeduldig!

Für eine solche konkrete Deutlichkeit ist der Empfang dann oft doch zu schlecht oder das Signal zu schwach, aber ich kann immerhin erahnen, worauf das Ganze hinausläuft.

Als Reaktion sage ich dann meistens auch, was los ist, also ich muss jetzt erstmal was essen, dann geht's mir bestimmt schon besser, so wie ich es auch den Kindern rate, wenn sie in diesen Modus verfallen. Dadurch wird es dann ganz konkret und es kann schon fast nix mehr passieren, auch wenn es noch dauert, bis ich dann tatsächlich was esse.

Bei Schlafmangel und PMS ist mir allerdings nix eingefallen. Das Problem ist ja, dass man in der Situation an den Umständen nichts ändern kann und reine Bewusstmachung wird mir glaube ich nicht bei jedem Mal helfen.

Et hat nochmal joht jejange für die letzten Tage. Der übervollen To-Do-Liste widme ich dann mal die Tage einen Post, wenn ich alles auf meiner Liste erledigt habe ;-)

20. Juni 2013

Der Morgen nach dem Abend davor

Bei mir gibt es selten einen Morgen, den ich als guten Morgen bezeichnen würde. Wenn ich ein Ranking erstellen sollte, wer der beste Aufsteher bei uns ist (bezüglich Laune, Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit und Geschwindigkeit beim "im Tag ankommen", jeweils max. 10 Punkte pro Person), sähe es in etwa so aus:
1. Kind 2 
1. Kind 3
1. Ehemann (alle 8-10 P.)
2. Kind 1 (i.d.R. 6-9P.)
3. ich (i.d.R. 2-6P.).
Soll heißen: Alle Familienmitglieder sind besser gelaunt als ich, können normal sprechen und so handeln, wie man es normalerweise tut. 
Bei mir ist das Problem: Ich kann/möchte erst einmal nicht sprechen. Ich denke KAFFEE, bis ich einen Becher voll vor mir habe. Ich bin nicht gut in der Lage, die Bedürfnisse meiner Kinder (Hunger und Durst) zu erkennen und schnell zu befriedigen. Ich komme in die Küche und sehe die nicht ausgeräumte Spülmaschine und noch 4 Dinge, die auf ihren Abwasch warten und denke oh, das muss weg wie sieht's hier aus ich will ORDNUNG (dazu muss erwähnt werden, dass ich abends nach 21 Uhr in etwa derselben Verfassung bin wie morgens, nur dass BETT oder FERNSEHER statt KAFFEE über meinem Kopf hängt.).
Hunger habe ich morgens normalerweise erst einmal nicht und das bisschen, was da ist, stillt der Kaffee hervorragend.
Die Kinder kommen fröhlich, aber hungrig runter, wollen trinken und ihr Müsli essen. Ich vertröste sie (unbewusst) und hole zwischendurch ihre Müslischalen raus, fange an Kaffee zu kochen, höre sie käbbeln, ärgere mich innerlich, bringe die Müslischalen zum Tisch, bitte sie, sich hinzusetzen, was sie nach einiger Zeit auch tun, gehe wieder in die Küche, höre sie jebbeln, weil sie weder Löffel noch Müsli haben, mache meinen Kaffee weiter, hole Müsli und Löffel, einer beschwert sich, weil er den StarWars-Löffel haben will, ich bin genervt, gehe wieder in die Küche, mache meinen Kaffee fertig, höre sie jebbeln, weil sie keine Milch haben, da fällt mir ein Milch, die brauche ich auch für meinen Kaffee, mache mir meinen Kaffee mit Milch fertig, bringe sie dann zum Tisch, gehe zurück in die Küche und hole ENDLICH meinen fertigen Kaffee. Kein wirkliches Problem soweit und zum Rummeckern fehlt mir eh die Energie. Aber gefühlt habe ich schon so viele Dinge tun müssen und gefühlt ist so viel Zeit vergangen und ich habe erst meinen ersten Kaffee. Das muss doch besser gehen, auch für eine Morgenmuffeline wie mich!

Nun hat sich Mama Koala gestern Abend 2 Dinge vorgenommen: 1. Ich stehe gleichzeitig mit dem ersten Kind/den Kindern auf, sofort, wir gehen gemeinsam runter zum Frühstück. 2. Ich mache erst alles für die Kinder, mache mir dann meinen Kaffee und kümmere mich um alles andere wie Aufräumen etc. danach.
Klingt banal, hätte man schon mal früher drauf kommen können. Aber das soll nicht Thema sein. Denn es stellt sich heraus, dass alles glatter läuft. Die Kinder sind quengelig, bis sie zu Trinken und ihr Frühstück haben. Ab dann friedliches, ruhiges Essen. Ich habe mich überhaupt nicht gesträubt, sie erst zu versorgen, sondern hab einfach gehofft, dass mein Kaffee noch besser schmeckt, wenn ich ihn in Ruhe trinken kann und die Kids versorgt sind. GENAUSO WAR'S! OK, der Kaffee schmeckt immer hervorragend, aber dieses Mal trank ich ihn und lächelte meine Kinder an und alles war schön. Und ich war so weit davon entfernt mich aufzuregen!

Häufig ist natürlich das Problem, dass es einfach zu viele Dinge sind, die zu tun sind, um strikt eines nach dem anderen zu erledigen. Ohne Kinder funktioniert bei mir das Multitasking, oder Muttitasking auch sehr gut und gibt mir das Gefühl, sehr produktiv zu sein (wenn nicht ein Task in Telefonieren besteht...), aber wenn die Kinder dabei sind, gibt es mir eher das Gefühl weder viel zu schaffen, noch richtig für die Kinder da zu sein. Deshalb habe ich mir jetzt vorgenommen, die Dinge nach Wichtigkeit und danach zu prioritisieren, wie alles am einfachsten und am konfliktfreiesten ablaufen kann.
Morgens ist das ganz klar:
1. Kinder abfüttern, denn danach sind sie so viel verträglicher!
2. Kaffee in Mama bekommen, denn danach ist sie so viel verträglicher!
3. Alles Weitere wie Windeln wechseln, Anziehen, zum Anziehen auffordern und dabei helfen, Taschen packen etc. pp.
Ach ja, auch das war für mich eine echte Erleichterung unseres morgendlichen Turns: Ich mache den Kindern ihr Kitafrühstück gelegentlich bereits am Abend vorher fertig und stelle es in den Kühlschrank. Das ist nicht nötig, führt aber dazu, dass ich mich besser fühle (wie eine richtig organisierte Mutter) und die Kinder abwechslungsreicheres Frühstück bekommen, weil ich einfach 5 Minuten mehr darauf verwende, es zusammen zu stellen.

Bei mir hängt also sehr viel von meiner eigenen Organisation ab. In der jeweiligen Situation kann meine To-Do-Liste genau das Gegenteil bewirken, nämlich dazu führen, dass ich die einfachen Dinge nicht sehe. Das Verhalten meiner Kinder z.B. morgens ist ziemlich vorhersehbar und besser organisiert i.S. der Reihenfolge der kleinen Dinge laufen die Morgende so viel besser für alle. Ich habe heute Morgen gelächelt UND gelacht, das ist jawohl etwas!

Ich rechne die Erkenntnis, dass ICH die organisatorischen Entscheidungen treffe, die die Stimmung am Morgen beeinflussen, voll der Mama Koala Challenge an. Eine weitere einfache Erkenntnis mit großer Wirkung, die mir ohne das bewusste Vorhaben nicht mehr zu meckern und zu schreien gar nicht gekommen wäre!

19. Juni 2013

Wiedersehen macht Freude - und Arbeit

Heute bin ich schon den zweiten Tag wieder mit meiner Familie zusammen. Sie haben mich vom Bahnhof abgeholt, alle 4 Männer und Männchen und so standen sie da, strahlten, rannten und alles war Freude.
Auch ich habe mich wahnsinnig gefreut und meine Vermutung, die ich während meiner Abwesenheit schon angestellt hatte, traf vollkommen zu: Wir haben wirklich die süßesten, coolsten, liebsten und witzigsten Kinder der Welt! (Gut, das haben viele andere ja auch, aber wir eben auch ;)).

Zu Hause merkte ich nach einiger Zeit, dass ich a) ganz schön übermüdet war und b) mich erst wieder einmal an mein neues Koaladasein zurückgewöhnen muss. Ich war ganz schnell wieder lauter, als ich es eigentlich wollte und merkte, wie mir die Energie flöten ging. Das Wetter hat sein Übriges getan, ich war müde, mir war in der Hitze nicht so wohl und die Kinder waren am Nachmittag etwas jenseits Gut und Böse, was mit Sicherheit meiner Abwesenheit und der Rückkehr zuzurechnen war. Mein Mann war mit den Kindern super eingespielt und sie hatten mir viel zu berichten, was sie alles gemacht und erlebt hatten, so dass es trotz Allem nur zu einer wirklich schwierigen Situation kam:
Kind 2 hatte sich soeben darüber beschwert, dass sein großer Bruder in das Planschbecken gepinkelt hätte, da stand er selbst da und ließ laufen. Ich saß auf der Terrasse und war vollkommen unbeweglich und in meiner Wahrnehmung auch total verlangsamt, so dass ich auch etwas ungewöhnlich reagierte. Ich hab nicht geschrien, noch nicht einmal nachdrücklich seinen Namen, wie ich das früher gerne gemacht habe. Ich habe das Handtuch, das ich in der Hand hatte, zerknüllt und nach ihm geworfen. Nun steht das Planschbecken gute 3-4 Meter von dem Terrassentisch entfernt und das Handtuch landete etwa 60cm entfernt von mir auf den Steinen, hatte es noch nicht einmal auf's Gras geschafft. Kind 2 sah mich verwundert an und sprang aus dem Becken, während ich einfach lachen musste. Kinder 1 und 3 lachten mit und ich dachte mir Mein Gott, wie bescheuert. Aber lieber benehme ich mich bescheuert, als dass ich meine Kinder anmeckere oder aggressiv rumschreie.
Am Abend habe ich mir mein Verhalten noch einmal vergegenwärtigt und mir klar gemacht, dass es ab jetzt wieder richtig zählt. Und dass es ab jetzt richtig Arbeit und Durchhaltevermögen vermag, um weiter erfolgreich dabei zu bleiben.


Gestern war dann mein erster Arbeitstag und alles lief ruhig und gut. Am Nachmittag habe ich mit dem Großen eine große Einkaufsrunde gemacht, wobei er zwischendurch bei einer Freundin im Planschbecken bleiben konnte. Die noch größere Hitze gestern hat meine Müdigkeit erst richtig zum Vorschein gebracht. Beim Einkaufen allein hat mich Vieles gestresst, ich habe geschwitzt, mich geärgert, noch mehr geschwitzt und am Ende noch 2 Stationen auf dem Zettel gehabt, die ich nicht mehr erledigt habe. Hmpf.
Nachdem die Kinder sehr gut ins Bett gegangen waren (sie waren auch einfach kaputt), habe ich erst einmal eine Haushaltsmappe erstellt, in der ich To-Dos, Einkaufszettel, Denken-Drans, Notizen usw. zusammen aufbewahre. Das hat meine Laune deutlich gebessert, ich hatte zwischendurch einfach das Gefühl, vom Alltag überwältigt zu sein.

Wie lange ich die Organisation durchhalte, bleibt offen, für den Moment ist es aber einfach gut, mein Gehirn etwas zu verlagern und nicht den ganzen Tag über das Gefühl zu haben, zu wenig zu schaffen und zu viel zu vergessen.

Heute ist es noch heißer, als gestern. Das Planschbecken ist gefüllt, der Orangensaft gestern schon zu Eisportionen eingefroren. Jetzt muss ich nur noch meinen Tagesplan zu Ende erledigen, dann werden wir es ohne Gemecker und Geschrei überstehen!

Tage 6 und 7: Mission erfüllt!

14. Juni 2013

Plädoyer: Eltern, seid ehrlich zu Euch selbst!

Auf der Suche nach interessanten Elternblogs musste ich feststellen: Die allermeisten Blogs, die um das Thema Leben mit Kindern und Erziehung kreisen, sind wirklich hochglanzpoliert und, sagen wir, etwas selektiv. Selektiv in der Auswahl der Momente, die die Eltern beschreiben und zwar einem deutlichen Muster folgend. Positive Erlebnisse werden dargestellt und negative Erlebnisse, aus denen man letzten Endes auch positiv gestärkt herausgeht. Die Entscheidungen und Handlungen der Eltern sind meist richtig und begründet, die Kinder sind, bis auf in wenigen Situationen, wundervoll und einfach perfekt.



Ich fühle mich gerade irgendwie einsam hier. Bei vielen anderen Blogthemen schreiben sich die Leute den Frust von der Seele und zwar häufig ungefiltert und geradeaus ehrlich. Was ist los mit den Eltern? Seid ihr so perfekt? Habt ihr an Euch selbst den Anspruch gestellt, perfekt sein zu wollen und, bis es soweit ist, perfekt zu erscheinen?
Die Blogs, die ich gefunden habe, sind sehr unterschiedlich, aber die allerwenigsten beschreiben Situationen von Überforderung, Nervenbröckelung und eigenem "Fehlverhalten" wie Demütigung von Kindern aufgrund der eigenen Genervtheit.

Es scheint, dass selbst in der halbanonymen Sphäre der Blogwelt die eigene Unzulänglichkeit nicht direkt benannt werden kann. Das kann ich sehr gut verstehen. Vor meiner Challenge konnte ich mich zu vielen Dingen selbst vor guten Freundinnen kaum bekennen; zu groß war das Gefühl von Scheitern, zu groß schien die Gefahr, dass Dinge durch's Aussprechen wahr werden, die ich bislang erfolgreich minimieren konnte. Ich mecker ja nicht NUR. Ich bin ja MEISTENS EIGENTLICH nett und habe ein gutes Verhältnis zu meinen Kindern. Ich bin ja NICHT IMMER genervt und schreie herum ....

Tatsächlich hat sich für mich herausgestellt: Sich dem stellen, was da (teilweise auch unbewusst) passiert, mein eigenes Verhalten beobachten und sezieren, hat SO VIEL für mich getan! Einen größeren Gefallen hätte ich mir selbst, meinen Kindern und meinem Mann kaum machen können.

Deshalb plädiere ich an dieser Stelle für: Mehr Ehrlichkeit! Man muss es nicht herausposaunen, man muss es nicht bloggen, man muss gar nix, aber sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und die entsprechenden Schlüsse zu ziehen kann so viel bewegen!


13. Juni 2013

Der Erstgeborene und wie alles begann

Da ich nun ein wenig Zeit ohne meine Kinder verbringen werde, halte ich den unsichtbaren Zähler für die Tage an, an denen ich meine Kinder gar nicht sehe und daher auch nicht anschreien kann.
Dennoch kreisen meine Gedanken nach wie vor noch viel um das Thema.

Mit Freundinnen, die mehr als ein Kind haben, habe ich schon mehrfach darüber gesprochen, wie schlecht wir uns gegenüber unseren erstgeborenen Kindern manchmal verhalten und wie beschämt wir selbst darüber sind. Quintessenz war dabei stets, dass uns bewusst ist, wie unfair wir gegenüber unseren Großen manchmal sind und wie unzufrieden wir gleichzeitig damit sind.
Uns allen war gemein, dass wir erst mit regelmäßigem Meckern und Schreien angefangen haben, nachdem das zweite Kind da war. Und wir alle finden: Wie ungerecht ist das!?! Was können die Ersten dafür, dass sie kleine Geschwister bekommen? Kein Wunder, dass da Gefühle bei den Kindern zum Vorschein kommen, die wir Erwachsenen gerne als Eifersucht abtun. Einerseits ist uns klar, jaja, sie ist halt eifersüchtig, ist normal, andererseits gestehen wir den Kindern diese Gefühle in letzter Konsequenz nicht zu. Die Eifersucht muss bekämpft werden, sei es durch Zurechtweisungen wie „Stell dich nicht so an“, auch wenn wir es so nicht sagen, oder sei es durch Aktionen, die dem großen Kind zeigen sollen, dass Mama und Papa es natürlich genauso lieb haben, wie das kleine Geschwisterchen.

Aus Elternsicht ist die Genese von den glücklich strahlenden frischgebackenen Honeymooneltern zu stampfenden und schreienden Furien zunächst einfach erklärt. Schlafentzug, stärkere zeitliche Einbindung, Streitereien zwischen den Geschwistern … und schlussendlich konnte unser Großer auch schon sprechen, als das Baby kam. Doch solche Erklärungen blenden völlig aus, dass ich als bereits lange erwachsene Mutter meine Kinder anschreie. Zwar habe ich das Gefühl, dass aus mir ein Muttermonster spricht, das ich eigentlich nicht kenne, aber damit komme ich wohl nicht durch. ICH entscheide über mein Verhalten und ich entscheide auch über den Grad zu dem ich meine Reaktionen und meine Emotionalität kontrolliere. Oder eben auch nicht.

Unser Erstgeborener hat viele sehr unterschiedliche Talente. Wenn man mich vor wenigen Wochen gefragt hätte, welches denn sein bestes sei, hätte ich wahrscheinlich geantwortet:“Seine Fähigkeit mich mit kleinen Dingen rasend zu machen“. Er kann das wie kein zweiter – stoisch anscheinend weghören und sich nicht bewegen, wenn man ihn darum bittet, mit dem Fuß scharren und damit fortfahren, nachdem ich ihm 6 mal bitte, das zu lassen, seinen kleineren Bruder geschickt zergen, auch das mit beachtenswerter Ausdauer … die Liste kann noch beliebig fortgeführt werden.
Die Meckermama spielte bei seinem Spiel immer perfekt mit (wobei ich mir gar nicht so sicher bin, dass hinter all diesen kleinen Nervigkeiten, die die Kinder so machen (und lassen) tatsächlich Intention steckt und diese Intention auch immer etwas mit mir zu tun hat) --- ich bat ihn, ermahnte ihn, bat ihn noch einmal mit erzwungen ruhiger Stimme, die schon das Timbre der folgenden Tiraden erahnen ließ, fügte den Vornamen mahnend mit ein und an einem beliebigen Punkt (je nach Stimmung, Wetter, Tageszeit) klatschte die Hand auf den Tisch (was ehrlich gesagt meistens weh tat) und Meckermama war in ihrem Element. Zu erkennen, dass es sich immer um das gleiche Spiel mit vorhersehbarem Ausgang handelt, reicht leider nicht aus. Man muss auch etwas dagegen tun.

In diesem Fall war es gar nicht so schwierig, wie es in schlauen Ratgebern zum gelassenen Umgang mit Kindern immer steht --- ich habe nicht angefangen, pädagogisch wertvolle Erklärungen und Begründungen zu predigen (Du, Mama mag das nicht und hat Dich doch schon mehrmals gebeten es zu lassen. Ich kann verstehen, dass Du gerne Deinen Bruder kneifen möchtest, aber solch ein Verhalten ist nicht OK, das musst Du lernen ….), sondern einfach weniger reagiert. Weniger heftig und vor allem weniger schnell und dosierter. Und siehe da: Sein Talent der Mamaverärgerung ist nicht versiegt, aber dass ich mich tatsächlich ärgerlich fühle, das passiert nur noch selten.

Das schlechte Gewissen ist bei mir immer dem Großen gegenüber am schlimmsten. Ihn behandle ich im Zweifel ungerechter, packe ihn härter an und reagiere, bzw. überreagiere auch deutlich schneller, als bei den beiden anderen. Das kommt dann zurück, wenn er abends im Bett liegt und schläft und ich mir wünsche, alles ungeschehen machen zu können. Was ist da aus der beschützenden, unterstützenden Mutter geworden?

Jetzt gerade merke ich, wie ich auf einem richtig guten Weg bin mit ihm. Er ist mir umgekehrt auch sehr zugewandt und wir kommen prima klar. Ich kann seine Bedürfnisse besser sehen und erst einmal unbewertet und ungenervt wahrnehmen. An einem der letzten Tage war er sehr nölig und weinerlich, was mich angestrengt hat. Als ich ihn in mitfühlendem (nicht, wie früher meist, genervt-fordernden) Tonfall gefragt habe, was denn los sei, hat er sich angekuschelt und mir erzählt, was ihn an seiner Playmobilausstattung stört. Kein großer Deal? Für ihn schon! Ich musste nachsichtig lächeln und habe einfach genossen, dass er das gegenüber mir äußern konnte, denn damit hat er häufig Probleme.

Als ich ihn dann fragte, wie ich mich denn seiner Meinung nach machte, als neue Mama Koala, grinste er und streckte seinen kleinen Daumen hoch. Ich kann es nicht genau sagen, aber er wirkte fast erleichtert.

11. Juni 2013

Abschiedsgedanken

Heute fahre ich weg von Mann und Kindern, für fast eine ganze Woche werde ich sie nicht sehen und heute morgen hatte sich ein richtiger Kloß im Hals festgesetzt. Eine so lange Zeit ohne Kinder, das ist bei mir jetzt über 3 Jahre her. Damals fuhr mein Mann mit den beiden Großen weg, ich war gerade in der frühen Schwangerschaft mit dem 3. Kind (dementsprechend war mir kotzübel und so richtig genießen konnte ich die „große Freiheit“ nicht).
Seit das 3. Kind da ist, bin ich für den längsten Zeitraum in meinem Leben Mutter und Hausfrau im Hauptberuf gewesen. Ich arbeite derzeit auch nur Teilzeit, so dass der Schwerpunkt nach wie vor für mich zu Hause und bei den Kindern liegt.
Daher ist mir der Abschied deutlich schwerer gefallen, als das sonst der Fall war.

ABER, ich empfinde ganz deutlich auch eine Leichtigkeit, die ich vorher nicht so gespürt habe. Ich lasse meine Kinder zurück und habe ein gutes Gefühl mir selbst gegenüber. Ich empfinde keine Reue, ich schäme mich nicht tief in mir drinnen für jedwede Ungerechtigkeit, die ich ihnen im Alltag angetan habe. Nein, das hat sich wirklich verändert: Nach einer Woche Anschreiverbot habe ich das Gefühl, meinen Kindern näher zu sein, als zuvor.
Ich erlebe mich selbst nicht so sehr im Konflikt mit vielen Kleinigkeiten, sondern kann mir selbst auch entspannter gegenübertreten. Das klingt jetzt ein wenig esoterisch, soll aber nur heißen, dass es mir durch und durch gut geht gerade. Ich merke, dass ich der Mutter, die ich gerne wäre (und zwar verlässlich zu jeder Zeit und nicht nur, wenn's sowieso gerade gut läuft), ein ganzes Stück näher gekommen bin.

Und da stellt sich mir wieder die Frage, warum ich nicht schon viel früher begonnen habe, aktiv darauf hin zu arbeiten. Denn gefallen habe ich mir in den kritischen Situationen nie; vielleicht habe ich mir bislang noch nicht mit solcher Ehrlichkeit gegenübergestanden und den Abgleich zwischen „öffentlicher“ Wahrnehmung und dem eigenen Gewissen so schonungslos gewagt. Nachdem ich aber diesen Weg eingeschlagen habe, merke ich, wie die eigene Bewertung und die daraus resultierenden Wünsche und Ideen immer leichter werden. Ich habe das Gefühl, mich nun endlich so zu sehen, wie ich bin und nicht nur so, wie ich gerne sein würde.

Und einen weiteren Nebeneffekt hat meine Challenge: Die Entspanntheit färbt auch auf meinen Mann ab! Unser Umgang ist mit dem vor 2 Monaten etwa gar nicht zu vergleichen. Und es ist so schön, auch in der Beziehung diese Leichtigkeit und Entlastung zu erleben. Plötzlich ist es nicht mehr schwierig sich zu unterstützen, ich kann seine Gedanken und Äußerungen viel besser annehmen, ohne in die üblichen Schleifen einzusteigen, die am Ende in der Hälfte der Fälle im Streit enden. Und unser beider Entspannungspolitik kommt letzten Endes nicht nur uns, sondern auch den Kindern zu Gute.

Allerdings habe ich die Befürchtung, dass ich meine Aufgabe gerade als zu leicht zu bewältigen empfinde (was natürlich supertoll wäre), was dazu führen kann, dass ich mich und meine Anstrengung mit der Zeit schleifen lasse.
Dafür aber schreibe ich ja diesen Blog und teile meine Gedanken mit Euch. So habe ich noch ein externes Korrektiv, auch wenn es nur auf einer noch gar nicht existenten Leserschaft beruht. Ich schreibe hier bewusst öffentlich, das heißt, dass jede(r) dies lesen KANN. Da fühle ich mich schon auf eine sehr virtuelle Art verpflichtet, mich anzustrengen, mich auch sehr anzustrengen, durchzuhalten und meine doch üppige Challenge zu bestehen.


Heute, am 5. Tag, kann ich sagen: Mission erfüllt!

10. Juni 2013

Was die Kinder wohl denken

Ich habe ja hier schon erwähnt, dass ich die Einsicht, dass die Kinder mein wichtigstes Publikum sind, phänomenal finde. Eine Sicht, die mir wirklich lange aus unterschiedlichsten Gründen versperrt war. 

Eigentlich weiß ich das, eigentlich ist es völlig klar: Ich möchte ein gutes Verhältnis mit meinen Kindern, ich möchte ihnen eine Mutter sein, der sie vertrauen können und auf die sie bauen können. Sie müssen nicht alles cool finden, was ich so mache (äähm, ja, das wäre in der Tat sehr viel verlangt), aber ich möchte, dass sie mich als Person sehen. Ich möchte nicht, dass sie in mir immer "nur" Mama sehen, wenn Mama mit Zurechtweisen, Schimpfen, "Was hab ich Dir gesagt?" und "Du hörst mir jetzt zu" verbunden ist. So wie ich dei Kinder auch in ihrer gesamten Persönlichkeit versuche zu sehen, so sollen sie auch die Möglichkeit haben, mich in allen Facetten meiner Persönlichkeit zu sehen.

Eine Facette davon ist Wut und Genervtheit. Was dahinter steckt, können die Kinder nicht wissen und auch ich kann oft nur ahnen, warum es mich gerade so schnell aufregt, wenn eines der Kinder auf dem Tisch trommelt und damit auch nach freundlicher, wiederholter Aufforderung nicht aufhört. Oder wenn eines der Kinder ins Zimmer geht, um sich anzuziehen, bereits ausgestattet mit Unterwäsche und T-Shirt aus dem Noch-nicht-gelegt-Wäschekorb und nach 15 Minuten splitternackt auf dem Teppich sitzt und gebannt dem 536. Durchlauf der aktuellen Lieblings-CD (seiner, nicht meiner!) lauscht.

Kind #2 reagiert meistens sehr gelassen auf mein dann einsetzendes Drängen: "Aaach, Mama, ich mach ja schon...". Gaaaanz langsam halt. Wenn er älter wäre, würde es wahrscheinlich heißen "Mama, chill mal!".

In der oben beschriebenen Situation hat die neue Koala-Mama erstmal nix gesagt. Ich bin erst einmal wieder aus dem Zimmer rausgegangen und habe mich im Bad frisiert, auf die Zeit geguckt und beschlossen, ihn beim Anziehen zu unterstützen. Anschließend haben wir die Kleidungsstücke abwechselnd angezogen, eines er selbst, beim nächsten hab ich wieder geholfen usw.. 
Das ging völlig ruhig und nett vonstatten (die CD lief gerade zu Ende) und am Ende sprang er auf meinen Arm und küsste mich ausgiebig.

Wow, dachte ich. Kopf: Soll ich das jetzt gut finden? So lernt er ja NIE sich zu beeilen und sich selbst anzuziehen. -- Herz: Hach, wie schön. -- Kopf: So kann ich das aber nicht immer machen! -- Herz: Hach! Kopf: Andererseits, mit ein bisschen Unterstützung klappt es ja gleich zu 100%, vielleicht sollte ich die vorerst noch einplanen.

Und genau da bin ich stehen geblieben. Ich bin stolz, dass der Morgen so stressfrei über die Bühne gegangen ist, denn daran hatte ich, wie ich gemerkt habe, großen Anteil. Und ich nehme mir nun vor, das Einfache dem Langwierigen vorzuziehen. Nur so als Maßgabe. Es gibt bestimmte Dinge, die ich von den Kindern verlangen können möchte. Ich habe die Hoffnung, dass sie sich darauf besser einlassen können, wenn ihnen meine Unterstützung ansonsten sicher ist. Sie haben sich in der letzten Zeit auch angewöhnt erst einmal sehr höflich und einfach lieb nach Dingen zu fragen, dazu gehört auch Hilfe. Besonders beim Großen merke ich, wie positiv er es anscheinend annimmt, wenn ich kleine Dinge für ihn erledige (z.B. für ihn ein Glas aus der Küche hole). Wenn er es dann beim nächsten Mal selbst machen soll, fällt ihm das leichter und es gibt weniger Murren. (oder bilde ich mir das nur ein?? Der Langzeit-Test wird's zeigen!).

Und noch einmal zum Thema Publikum: Die Kinder erleben mich ja in vielen unterschiedlichen Situationen, sind eigentlich nur im Job und beim Treffen mit Freunden abends nicht dabei. Sie kennen mich! Sie erleben meine nicht immer qualifizierten Bemerkungen in unterschiedlichen Tonlagen beim Autofahren und sehen mich im Umgang mit den unterschiedlichsten Erwachsenen und Kindern.
Und das Schlimme ist: So, wie ich im Furienmodus zu ihnen bin, bin ich mit niemandem sonst. Das hat mich in den letzten Tagen immer wieder beschäftigt. Ich brülle niemanden, meinen Mann eingenommen, außer ganz ganz zweimal nur, so an und habe so einen demütigenden und herrischen Ton wie bei meinen Kindern. Die Kinder, die ich über alles (!) liebe und die ich unterstützen und stark machen möchte, erleben regelmäßig die mit Abstand gruseligste Seite von mir. Und nicht nur das, ich zeige ihnen deutlich, dass ich WEGEN IHNEN mich so verhalte. Das macht mich wirklich betroffen. 

Andererseits steigert es momentan auch mein gutes Gefühl, es NICHT mehr zu tun. Ich bin stolz auf mich und würde am liebsten jedem erzählen, dass ich auf einer Mission bin und und und.
Ich habe es meiner Schwester erzählt. Punkt. Noch nicht einmal in dieser Deutlichkeit meinem Mann. Der merkt zwar den Unterschied, aber die Mission als Solche kennt er noch nicht.

Ich werde ihn aber auf jeden Fall einweihen, denn ich kann ihn gut als Unterstützung gebrauchen, wenn es mal hart auf hart kommt (und falls er nicht da ist, kann ich ihn ja vielleicht anrufen ... ? ... :))

EDIT @ 23:00h: Dieser Tag war der bisher harmonischste bei uns allen: Mission erfüllt! Ich bin derzeit hochzufrieden und fühle mich richtig gestärkt in meinem Entschluss. Ich hoffe, dass dieses Gefühl laaange anhalten wird, schließlich möchte ich mich nicht enttäuschen. Und die Kinder nicht. Und die Welt dort draußen, die von meiner Mission nichts weiß, natürlich auch nicht!

9. Juni 2013

Tag 3: Frieden und Unfrieden daheim

Ich nehme es vorweg: Auch Tag 3 habe ich erfolgreich bewältigt. Ich verzeihe mir dabei 2 etwas lautere Momente, ich bewerte sie als normale Umstellungsknicke im ruhigen Ton .... Ich bin nicht schimpfend laut geworden und habe meine Kinder nicht ANgeschrien, es war mehr ein "Jetzt reicht es aber -- usw.", das im zweiten Halbsatz schon wieder in normaler Tonlage daherkam.

Heute war das Kontrastprogramm zu gestern, wir waren den ganzen Tag zu Hause und die beiden Großen haben sich viel gekloppt, um es mal ganz direkt zu sagen. Bei ihnen ist das meistens ein Zergen und gleichzeitig wieder spielendes Balgen, da ist ein guter Zeitpunkt um einzugreifen kaum zu finden.

Ich habe heute Vieles erst einmal laufen lassen und dann, ich glaube, hoffe, durch meinen viel ruhigeren Ton, sind mir auch viel mehr Ideen gekommen, WAS ich ihnen in einer kritischen Situation sagen kann.

Insofern war das heute eine größere Probe als gestern. Ich lief selbst aber etwas in slow motion und war absolut nicht gestresst, was es wieder vereinfachte. Auch, dass keine Termine eingehalten werden mussten und wir bis auf Mittagsschlafenszeit gar nicht auf die Uhr achten mussten hat es mir leichter gemacht.

Morgen starten wir wieder in die Woche -- nach der Kitazeit wird sich dann zeigen, wie ausdauernd ich nach einem Arbeitstag bin!

P.S.: The Orange Rhino zählt viele Alternativen zum Schreien auf, z.B. die Wand anbrüllen oder ins Klo schreien, um nicht die Kinder anzuschreien. Dazu kam es bei mir zum Glück noch nicht!

8. Juni 2013

Tag 2: In der Öffentlichkeit

Heute war ich fast den gesamten Tag mit den Kids unterwegs und draußen. Auf einem Straßenfest gab es viel zu sehen und viel zu essen und das herrliche Sommerwetter tat sein Übriges, damit heute ein toller Tag war. Dazu kamen insgesamt 3 Stunden Autofahrt, die sind bei uns fast ausnahmslos immer stressfrei.
Ich kann sagen: Mission completed!
Allerdings steigt bei mir an Tagen, an denen wir unterwegs sind, die Wahrscheinlichkeit nicht zu meckern oder zu brüllen rapide an. Allein die Tatsache, dass wir uns in öffentlichem Raum bewegen führt dazu, dass es mir leicht fällt, mit meinen Kindern vernünftig zu sprechen. Wenn sie nicht wollen oder selbst einen Wutanfall bekommen (da passiert bei meinen Kindern z.B. im Supermarkt quasi nie, worum ich sehr froh bin!), finde ich viel einfacher Lösungen, ohne gleich genervt und laut zu reagieren.

Beim Orange Rhino wurde dieses Phänomen auch diskutiert, da es anscheinend vielen, wenn nicht den meisten Eltern so geht: Wenn Publikum dabei ist, klappt die Sache mit der Selbstkontrolle prima, man reißt sich zusammen und es kommt selten zur Eskalation. Hinter verschlossenen Türen im Privaten, wenn niemand dabei ist, sieht die Sache dann ganz anders aus. Da lässt Mama die Sau raus!
Dabei ist es ja völlig unsinnig, wenn wir uns so von außen leiten lassen. Denn zu Hause sind wir nicht allein, die KINDER sind dabei. Sie sollten doch die wichtigsten Personen sein, unser ständiges Publikum! Ob nun die Dame im Supermarkt den Kopf schüttelt, kann doch wirklich egal sein, zu der haben wir ja nun keine Bindung und wollen auch keine aufbauen und erhalten, oder?

Ich fand diese Einsicht phänomenal. Einfach, aber es fasst genau das zusammen, was bei mir zum schlechten Gewissen führt. Manchmal denke ich auch, dass die Kinder sicher viel lieber mit mir bei anderen Leuten sein wollen, weil ich dann nicht so eine genervte Meckerziege bin. Ist aber nicht so, sie sind auch gerne mit mir zu Hause. Da bin ich nicht immer meckerig, aber deutlich häufiger, als anderswo.

In den letzten Tagen habe ich nicht mehr geschrien, zumindest nicht aus Wut oder habe die Kinder direkt angeschrien. In einer Situation habe ich laut gebrüllt, weil Kind 2 aus der Dusche heraus meine Jeans komplett durchnässt hat. Weil er die Sache mit Richtung und Duschkopf noch nicht zusammenbringen kann. Es war aber eher ein erschrecktes und ärgerliches "AH", als dass ich ihn angeschrien habe.

Jetzt ist es hier so friedlich gewesen, dass ich nun sicher bin: 365 Tage sollen es sein!
Wenn ein Ausraster dazwischen kommt, bleibe ich bei dem vorigen Tag stehen und muss ihn noch einmal bestehen.

Morgen ist Sonntag -- häufig der Tag, an dem es regelmäßig zu Konflikten kommt. Ich werde bestehen!

7. Juni 2013

Die Meckermama muss WEG! Tag 1 für Mama Koala




Niemals hatte ich das Bedürfnis, einen Blog, der wirklich Privates und Persönliches thematisiert zu schreiben. Zwar lese ich gerne in solchen Blogs, wenn sie gut gemacht sind, aber für mich war das einfach zu persönlich.

Dann, vor 4 Tagen, stieß ich durch einen solchen persönlichen Blog auf die Orange Rhino Challenge – der Blog einer Mutter, die sich vorgenommen hat, EIN JAHR LANG nicht mehr ihre Kinder anzuschreien oder anzumeckern. 365 Tage. Sie schreibt von ihren Erlebnissen auf dem Weg dahin und – das Jahr ist mittlerweile rum – gibt Tipps, die anderen Müttern und Vätern helfen sollen, das “yelling” zu unterbinden.
Der Blog hat mich umgehauen und ich hatte sofort das Bedürfnis, eine ähnliche Challenge für mich (und meine Kinder) zu wagen.

In der deutschen Blogwelt habe ich keinerlei Einträge oder Blogs gefunden, die das gleiche oder ein ähnliches Thema haben und so habe ich mich entschieden nun doch einen Blog zu schreiben, der sehr persönlich, schonungslos offen und vielleicht schmerzhaft ehrlich ist. 
Am Orange Rhino hat mich fasziniert, dass die Autorin sich auf keine Experten beruft, keine Theorien zitiert, sondern einfach ihren Weg zu einem erwachsenen Verhalten den Kindern gegenüber beschreibt.

Mein Weg wird anders aussehen, denn ich bin eine ganz andere Person, aber das Konzept möchte ich gerne übernehmen.

Heute ist also der erste Tag meiner Mama Koala Challenge. Meine Mission: 
Ich möchte meine drei Kinder nicht mehr anmeckern, nie wieder anschreien und sie so selten wie möglich überhaupt schimpfen.

Der Grund: Es hat absolut keinen weiteren Sinn oder Effekt. Es hilft mir auch nicht “Dampf abzulassen”, wenn ich wie eine Furie durch das Haus stampfe und meine Kinder anbrülle. Danach geht es mir kein Stück besser. Im Gegenteil: Ich fühle mich schlecht, schwach, habe ein schlechtes Gewissen und abends, wenn die drei schlafen, bin ich nahe davor zu weinen und bitte um Vergebung. Die sie mir nicht geben können, the damage is done. Den größten Schaden nehmen die Kinder. Wenn ich sie schimpfe, sie ermahne (in diesem ihr-wisst-schon-strengen Tonfall) oder laut werde, kann ich mit ihnen nicht kommunizieren und nehme sie auch gar nicht mehr richtig wahr. Ich warte eher darauf, dass sie sich wieder gegen meinen Willen benehmen, um dann weiter zu schimpfen. Eine Spirale, bzw. ein Kreislauf, der Stunden dauern kann. Und in diesen Stunden habe ich nicht mit meinen Kindern gelacht, gespielt, gealbert, gelebt. Wie viel vergebene Zeit!

Als ich meinem ältesten Sohn (6) am Morgen von meinem Vorhaben erzählt habe, 
“Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr mit Euch zu schimpfen und Euch nicht mehr anzumeckern und anzubrüllen. Ich erwarte von Euch ja auch einen netten Tonfall und ihr dürft mich nicht anmeckern, deshalb darf ich das bei Euch auch nicht mehr tun. OK?”
hatte er Tränen in den Augen und sagte nur leise “OK” und umarmte mich. Da merkte ich, wie nötig diese Veränderung für uns ist! Wenn ich an die Situation denke, muss ich selbst fast weinen, vor allem aus Bedauern, dass ich nicht schon früher damit angefangen habe, mit den Kindern besser umzugehen, oder dass ich es erst gar nicht soweit hätte kommen lassen dürfen.

Die Mama Koala Challenge beginnt heute unter dem Arbeitstitel: Die Meckermama muss weg! Mama Koala ist eine ruhige, gemütliche Vertreterin, die sich hervorragend um ihre Kinder kümmert, ohne sie unnötig zu demütigen. Stattdessen lieber mal noch ein Eukalyptusblatt mümmeln. OK, das fällt für mich weg, aber das Bild einer Koalamama auf einem Eukalyptusstrauch hat es mir angetan. Koalas sind fast so schöne Tiere wie meine wundervollen Kinder und die Ruhe, die sie ausstrahlen, möchte ich im Umgang mit meinen Kindern finden.

Ich schreie meine Kinder nicht ständig an, wir haben viel Spaß miteinander und kommunizieren sehr viel. Trotzdem kommt es regelmäßig zu Situationen, in denen ich einfach anfange laut zu werden, dann noch lauter. Oder von vornherein schreie, dass mir verwundert die Ohren klingeln. Genau um diese Situationen wird es gehen. 
Ich bin mir sicher, dass es dort draußen viele Mütter und Väter gibt, denen es ähnlich geht und ich würde mich über einen Austausch und gegenseitige Unterstützung wahnsinnig freuen.

Für heute steht noch das Zu-Bett-Bringen an, das manchmal eine kritische Situation für die Koalamama und eine günstige für die Furie sein kann. Aber ICH habe es in der Hand und ICH werde nicht ausrasten oder meckern. Nicht am ersten Tag!