14. Juni 2013

Plädoyer: Eltern, seid ehrlich zu Euch selbst!

Auf der Suche nach interessanten Elternblogs musste ich feststellen: Die allermeisten Blogs, die um das Thema Leben mit Kindern und Erziehung kreisen, sind wirklich hochglanzpoliert und, sagen wir, etwas selektiv. Selektiv in der Auswahl der Momente, die die Eltern beschreiben und zwar einem deutlichen Muster folgend. Positive Erlebnisse werden dargestellt und negative Erlebnisse, aus denen man letzten Endes auch positiv gestärkt herausgeht. Die Entscheidungen und Handlungen der Eltern sind meist richtig und begründet, die Kinder sind, bis auf in wenigen Situationen, wundervoll und einfach perfekt.



Ich fühle mich gerade irgendwie einsam hier. Bei vielen anderen Blogthemen schreiben sich die Leute den Frust von der Seele und zwar häufig ungefiltert und geradeaus ehrlich. Was ist los mit den Eltern? Seid ihr so perfekt? Habt ihr an Euch selbst den Anspruch gestellt, perfekt sein zu wollen und, bis es soweit ist, perfekt zu erscheinen?
Die Blogs, die ich gefunden habe, sind sehr unterschiedlich, aber die allerwenigsten beschreiben Situationen von Überforderung, Nervenbröckelung und eigenem "Fehlverhalten" wie Demütigung von Kindern aufgrund der eigenen Genervtheit.

Es scheint, dass selbst in der halbanonymen Sphäre der Blogwelt die eigene Unzulänglichkeit nicht direkt benannt werden kann. Das kann ich sehr gut verstehen. Vor meiner Challenge konnte ich mich zu vielen Dingen selbst vor guten Freundinnen kaum bekennen; zu groß war das Gefühl von Scheitern, zu groß schien die Gefahr, dass Dinge durch's Aussprechen wahr werden, die ich bislang erfolgreich minimieren konnte. Ich mecker ja nicht NUR. Ich bin ja MEISTENS EIGENTLICH nett und habe ein gutes Verhältnis zu meinen Kindern. Ich bin ja NICHT IMMER genervt und schreie herum ....

Tatsächlich hat sich für mich herausgestellt: Sich dem stellen, was da (teilweise auch unbewusst) passiert, mein eigenes Verhalten beobachten und sezieren, hat SO VIEL für mich getan! Einen größeren Gefallen hätte ich mir selbst, meinen Kindern und meinem Mann kaum machen können.

Deshalb plädiere ich an dieser Stelle für: Mehr Ehrlichkeit! Man muss es nicht herausposaunen, man muss es nicht bloggen, man muss gar nix, aber sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und die entsprechenden Schlüsse zu ziehen kann so viel bewegen!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen