Heute fahre ich weg von
Mann und Kindern, für fast eine ganze Woche werde ich sie nicht
sehen und heute morgen hatte sich ein richtiger Kloß im Hals
festgesetzt. Eine so lange Zeit ohne Kinder, das ist bei mir jetzt
über 3 Jahre her. Damals fuhr mein Mann mit den beiden Großen weg,
ich war gerade in der frühen Schwangerschaft mit dem 3. Kind
(dementsprechend war mir kotzübel und so richtig genießen konnte
ich die „große Freiheit“ nicht).
Seit das 3. Kind da ist,
bin ich für den längsten Zeitraum in meinem Leben Mutter und
Hausfrau im Hauptberuf gewesen. Ich arbeite derzeit auch nur
Teilzeit, so dass der Schwerpunkt nach wie vor für mich zu Hause und
bei den Kindern liegt.
Daher ist mir der
Abschied deutlich schwerer gefallen, als das sonst der Fall war.
ABER, ich empfinde ganz
deutlich auch eine Leichtigkeit, die ich vorher nicht so gespürt
habe. Ich lasse meine Kinder zurück und habe ein gutes Gefühl mir
selbst gegenüber. Ich empfinde keine Reue, ich schäme mich nicht
tief in mir drinnen für jedwede Ungerechtigkeit, die ich ihnen im
Alltag angetan habe. Nein, das hat sich wirklich verändert: Nach
einer Woche Anschreiverbot habe ich das Gefühl, meinen Kindern näher
zu sein, als zuvor.
Ich erlebe mich selbst
nicht so sehr im Konflikt mit vielen Kleinigkeiten, sondern kann mir
selbst auch entspannter gegenübertreten. Das klingt jetzt ein wenig
esoterisch, soll aber nur heißen, dass es mir durch und durch gut
geht gerade. Ich merke, dass ich der Mutter, die ich gerne wäre (und
zwar verlässlich zu jeder Zeit und nicht nur, wenn's sowieso gerade
gut läuft), ein ganzes Stück näher gekommen bin.
Und da stellt sich mir
wieder die Frage, warum ich nicht schon viel früher begonnen habe,
aktiv darauf hin zu arbeiten. Denn gefallen habe ich mir in den
kritischen Situationen nie; vielleicht habe ich mir bislang noch
nicht mit solcher Ehrlichkeit gegenübergestanden und den Abgleich
zwischen „öffentlicher“ Wahrnehmung und dem eigenen Gewissen so
schonungslos gewagt. Nachdem ich aber diesen Weg eingeschlagen habe,
merke ich, wie die eigene Bewertung und die daraus resultierenden
Wünsche und Ideen immer leichter werden. Ich habe das Gefühl, mich
nun endlich so zu sehen, wie ich bin und nicht nur so, wie ich gerne
sein würde.
Und einen weiteren
Nebeneffekt hat meine Challenge: Die Entspanntheit färbt auch auf
meinen Mann ab! Unser Umgang ist mit dem vor 2 Monaten etwa gar nicht
zu vergleichen. Und es ist so schön, auch in der Beziehung diese
Leichtigkeit und Entlastung zu erleben. Plötzlich ist es nicht mehr
schwierig sich zu unterstützen, ich kann seine Gedanken und
Äußerungen viel besser annehmen, ohne in die üblichen Schleifen
einzusteigen, die am Ende in der Hälfte der Fälle im Streit enden.
Und unser beider Entspannungspolitik kommt letzten Endes nicht nur
uns, sondern auch den Kindern zu Gute.
Allerdings habe ich die
Befürchtung, dass ich meine Aufgabe gerade als zu leicht zu
bewältigen empfinde (was natürlich supertoll wäre), was dazu
führen kann, dass ich mich und meine Anstrengung mit der Zeit
schleifen lasse.
Dafür aber schreibe ich
ja diesen Blog und teile meine Gedanken mit Euch. So habe ich noch
ein externes Korrektiv, auch wenn es nur auf einer noch gar nicht
existenten Leserschaft beruht. Ich schreibe hier bewusst öffentlich,
das heißt, dass jede(r) dies lesen KANN. Da fühle ich mich schon
auf eine sehr virtuelle Art verpflichtet, mich anzustrengen, mich
auch sehr anzustrengen, durchzuhalten und meine doch üppige
Challenge zu bestehen.
Heute, am 5. Tag, kann
ich sagen: Mission erfüllt!
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