11. Juni 2013

Abschiedsgedanken

Heute fahre ich weg von Mann und Kindern, für fast eine ganze Woche werde ich sie nicht sehen und heute morgen hatte sich ein richtiger Kloß im Hals festgesetzt. Eine so lange Zeit ohne Kinder, das ist bei mir jetzt über 3 Jahre her. Damals fuhr mein Mann mit den beiden Großen weg, ich war gerade in der frühen Schwangerschaft mit dem 3. Kind (dementsprechend war mir kotzübel und so richtig genießen konnte ich die „große Freiheit“ nicht).
Seit das 3. Kind da ist, bin ich für den längsten Zeitraum in meinem Leben Mutter und Hausfrau im Hauptberuf gewesen. Ich arbeite derzeit auch nur Teilzeit, so dass der Schwerpunkt nach wie vor für mich zu Hause und bei den Kindern liegt.
Daher ist mir der Abschied deutlich schwerer gefallen, als das sonst der Fall war.

ABER, ich empfinde ganz deutlich auch eine Leichtigkeit, die ich vorher nicht so gespürt habe. Ich lasse meine Kinder zurück und habe ein gutes Gefühl mir selbst gegenüber. Ich empfinde keine Reue, ich schäme mich nicht tief in mir drinnen für jedwede Ungerechtigkeit, die ich ihnen im Alltag angetan habe. Nein, das hat sich wirklich verändert: Nach einer Woche Anschreiverbot habe ich das Gefühl, meinen Kindern näher zu sein, als zuvor.
Ich erlebe mich selbst nicht so sehr im Konflikt mit vielen Kleinigkeiten, sondern kann mir selbst auch entspannter gegenübertreten. Das klingt jetzt ein wenig esoterisch, soll aber nur heißen, dass es mir durch und durch gut geht gerade. Ich merke, dass ich der Mutter, die ich gerne wäre (und zwar verlässlich zu jeder Zeit und nicht nur, wenn's sowieso gerade gut läuft), ein ganzes Stück näher gekommen bin.

Und da stellt sich mir wieder die Frage, warum ich nicht schon viel früher begonnen habe, aktiv darauf hin zu arbeiten. Denn gefallen habe ich mir in den kritischen Situationen nie; vielleicht habe ich mir bislang noch nicht mit solcher Ehrlichkeit gegenübergestanden und den Abgleich zwischen „öffentlicher“ Wahrnehmung und dem eigenen Gewissen so schonungslos gewagt. Nachdem ich aber diesen Weg eingeschlagen habe, merke ich, wie die eigene Bewertung und die daraus resultierenden Wünsche und Ideen immer leichter werden. Ich habe das Gefühl, mich nun endlich so zu sehen, wie ich bin und nicht nur so, wie ich gerne sein würde.

Und einen weiteren Nebeneffekt hat meine Challenge: Die Entspanntheit färbt auch auf meinen Mann ab! Unser Umgang ist mit dem vor 2 Monaten etwa gar nicht zu vergleichen. Und es ist so schön, auch in der Beziehung diese Leichtigkeit und Entlastung zu erleben. Plötzlich ist es nicht mehr schwierig sich zu unterstützen, ich kann seine Gedanken und Äußerungen viel besser annehmen, ohne in die üblichen Schleifen einzusteigen, die am Ende in der Hälfte der Fälle im Streit enden. Und unser beider Entspannungspolitik kommt letzten Endes nicht nur uns, sondern auch den Kindern zu Gute.

Allerdings habe ich die Befürchtung, dass ich meine Aufgabe gerade als zu leicht zu bewältigen empfinde (was natürlich supertoll wäre), was dazu führen kann, dass ich mich und meine Anstrengung mit der Zeit schleifen lasse.
Dafür aber schreibe ich ja diesen Blog und teile meine Gedanken mit Euch. So habe ich noch ein externes Korrektiv, auch wenn es nur auf einer noch gar nicht existenten Leserschaft beruht. Ich schreibe hier bewusst öffentlich, das heißt, dass jede(r) dies lesen KANN. Da fühle ich mich schon auf eine sehr virtuelle Art verpflichtet, mich anzustrengen, mich auch sehr anzustrengen, durchzuhalten und meine doch üppige Challenge zu bestehen.


Heute, am 5. Tag, kann ich sagen: Mission erfüllt!

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