20. Juli 2013

Heute: hopp UND topp

Heute war ich mit den Kindern den ganzen Tag über alleine. Das bedeutet oft, dass es besonders gute Tage sind. Und es bedeutet genauso oft, dass es besonders stressige und angereizte Tage sind.
Heute war ein buntes Potpourri und das schreibt man tatsächlich so!

Sowohl die Kinder als auch ich haben unsere besten und unsere teuflischsten Seiten gezeigt.
Ein Reizthema ist bei uns ja üblicherweise das Anziehen der Kinder 1 und 2. Heute hat Kind 2 behauptet, er könne sich nicht alleine anziehen, er sei noch zu klein und überhaupt hätte ich ihm gar keine Sachen hingelegt und buuhuuhuu. Nach ein paar Minuten meinte er dann, er könne sich nicht anziehen, er sei viel zu schlapp und habe soooolchen Hunger. Das war ca. 20 Minuten, nachdem der Frühstückstisch abgeräumt war. 
Das Ausziehen hatte bis dahin schon geklappt und so saß er nackt in seinem Zimmer und hat gespielt, unterbrochen von den kurzen Unmutsbekundungen, wenn ich ins Zimmer kam, um seinen Fortschritt im Prozess des Bekleidens zu begutachten. Mir fiel ein, dass ich irgendwo neulich mal gelesen hatte und ich kann mich absolut nicht mehr erinnern, wo und in welchem Zusammenhang das war (vermutlich in der Nido im Supermarkt, die ich dann wie meistens doch nicht kaufte), dass man, um unnötigen Stress zu vermeiden und gelassen in den Tag zu starten, den Kindern die Anziehsachen einfach hinlegen solle und gar keine großen Worte verlieren solle, dann löse sich das Problem oft von selbst.
Ich habe mich in der Situation dann idiotischerweise ganz bewusst dagegen entschieden. Ich habe ihm keine Sachen gegeben (er saß direkt neben seiner Kleiderkommode) und ihm einfach nur gedroht (das allerdings in pretentiös-freundlichem Tonfall), dass ich ihn nicht mitnähme zu Einkaufen, ganz einfach. Kind 1 und Kind 2 kommen mit und ich fahre mit dem Auto weg und er bleibt dann hier, das sei kein Problem. Hargh, MUTTER! Nun denn. 
Die Reaktion war sofortiges Geheule, unter dem er dann seinen nächsten Zusammenbruch beim Öffnen der Kommodenschublade erlitt. Mir war klar, dass mein Verhalten nix mit Mama Koala zu tun hat und dass alle guten Vorsätze eben nur diese waren usw. und ich bin ganz bewusst in der Situation geblieben und habe bockig wie ein kleines Kind darauf beharrt, dass er sich nun anziehe. Dabei habe ich ihm auch noch verboten ein bestimmtes T-Shirt anzuziehen (es war mir zu bunt zu der bunten Hose). Was soll ich da noch sagen? Totale Scheiße, Mutter!

Insgesamt hat dieses ganze Getue von mir dann aber dazu geführt, dass ich mich für den Rest des Tages echt zusammengerissen habe und es mir auch gar nicht schwer gefallen ist, nett und fröhlich zu sein.

Und das, obwohl Kind 3 heute ausnahmsweise einmal einen Vollrappel bekommen hat. Wir waren im Baumarkt und ich habe den Fehler begangen, eines dieser überdimensionierten Plastikautos zu schnappen. Kind 3 saß im Kindersitz, Kind 2 im "Fahrerraum". Nach einer Weile hat Kind 3 mitbekommen, dass das ja gar kein normaler Einkaufswagen ist und wollte auch im Auto fahren (Kind 2 hat ununterbrochen brrrrrrrrrrm gesagt, so dass es ja rauskommen musste). Also hat Mama Koala nett aber bestimmt dafür gesorgt, dass sich nun abgewechselt wurde. Nach einer Weile wollte Kind 2 dann aber wieder "fahren", was zum Totalausfall von Kind 3 geführt hat. Er musste aus der Fahrerkabine entfernt werden und war so außer sich, dass ich ihn gar nicht mehr in den Kinderklappsitz bekam. Er heulte und schrie Rotz und Wasser und immer wieder NEIN NEIN NEIN, versuchte Kind 2 herauszuzerren, was nicht gelang, lief dann so schnell er konnte hinter dem Wagen her, um es noch einmal zu versuchen und schrie und schrie.

Ich bin solche Ausbrüche insbesondere in Supermärkten von meinen Kindern wirklich nicht gewohnt, was ja an sich toll ist. Nun aber musste ich unbedingt noch etwas Bestimmtes finden, von dem ich mir noch nicht einmal die Abteilung vorstellen konnte, wo es einsortiert sein könnte, kein Mitarbeiter weit und breit (ha, Baumarkt!) UND ich musste unwahrscheinlich nötig auf Toilette.

Was soll ich sagen. Ich war die Ruhe selbst. Keine krampfhafte Ruhe, sondern eher wie dieses warme Gefühl, das Erfrierende kurz vor dem Exitus empfinden. Ich habe meinen Hosenstall aufgemacht, damit meine Blase nicht platzt, habe das schreiende Kind auf den Arm genommen (dabei mein Portemonnaie im Gang verloren, das ich glücklicherweise wiedergefunden habe, als ich alle Gänge noch einmal abgegangen bin, immer noch mit schreiendem Kind) und bin zum Info-Schalter. Als ich das Ersehnte dann fand, war ich sehr froh und äußerte es auch, ach GUCK mal, da sind sie ja, welche Länge nehmen wir denn am besten? Da war das Kind still, bis ich eine Auswahl getroffen hatte. Auf dem Weg zur Kasse gab er noch einmal Gas, aber war dann so erschöpft, dass er anbuckte und bald darauf im Auto einschlief. 

Auf der Autofahrt hatte ich SO ein gutes Gefühl! Zum Einen musste ich nicht mehr (diese Logik der Blasen-Physiologie habe ich noch nie verstanden), zum Anderen hatte mich das einfach vor allem erschöpfte Kind mit Brüllanfall emotional nicht aus der Balance gebracht, aber auch gar nicht! Ich war mit mir sehr zufrieden und dachte noch kurz an den Morgen zurück. Ich glaube ich habe dabei ein wenig arrogant den Kopf geschüttelt, wie man sich überhaupt so einen Stress machen kann.

Fazit: Es gibt so Tage, da bin ich ätzend. Im Sinne der eigenen Authentizität ist es dann ja auch OK, wenn die Kinder das mitbekommen, aber schämen tue ich mich danach schon ein bisschen. Ich habe heute allerdings dennoch die Mission erfüllt und nicht geschrien und mein Gemecker war nach dem T-Shirt-Verbot auch vorbei. Also insgesamt durchaus positiv, dieser Tag!

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