Ich sitze beim viel zu verfrühten
Frühstück mit den zwei Kleinen (ich Kaffee, sie Frühstück), es
ist hell und freundlich draußen und ich freue mich über das
Sommerliche – das Wetter, das Unkomplizierte, meine Stimmung. Die
letzten Tage konnte ich nicht immer diese Stimmung aufrechterhalten,
aber ich kann sagen: Ich habe meine Kinder nicht angeschrien. In
einigen Situationen klang ich patziger, als es wahrscheinlich nötig
gewesen wäre und gestern hätte ich es um Haaresbreite nicht
geschafft. Zum Glück habe ich noch so gerade die Kurve gekriegt,
bevor alles eskaliert wäre.
Ich war mit den Kindern alleine zu
Hause und alle drei waren nölig und gleichzeitig kribbelig. Nr. 3
hat ständig geheult, geschrien oder gewimmert und ich konnte nicht
feststellen, was genau er wollte. Um die beiden anderen stand es
nicht viel besser. Anstatt wie gestern gemeinsam zu lesen, gemeinsam
draußen zu picknicken, gemeinsam Playmobil zu spielen und CD zu
hören (zugegeben: Das war große Klasse gestern und in dieser Form
und Dauer nicht die Regel) gab es ständig Reibereien. Jedes Mal,
wenn sie sich begegneten, kamen sie sich körperlich in die Quere,
der Älteste zergte Nr. 2, die beiden kämpften, was jedes Mal in
Geschrei und Gewimmer endete, sie provozierten sich gegenseitig,
jagten sich durch's Haus und Garten, nur um sich dann weiter zu
ärgern, nass zu spritzen und am Ende wieder zu schreien und zu
wimmern.
Den Nachmittag hatte ich mir ganz
anders vorgestellt und war sehr genervt vom Geräuschpegel und dem
immerwährenden Zwist, der das Haus füllte. Dazu das mehr heulende
als fröhliche Kleine. Meine Geduld schwand und mit ihr meine guten
Vorsätze. Ganz gemäß meines alten Musters beschloss ich an einer
Stelle, die Großen dürften sich nicht mehr in die Quere kommen und
verbot ihnen Körperkontakt (wie abstrus das jetzt wirkt, in der Ruhe
des morgendlichen Frühstücks bei Vogelgezwitscher!). Jaha, Mama,
machen wir nicht mehr (Nr. 2) und Öntschuuldigunnnng (Nr. 1) hielten
nicht lange vor. Nach kurzer Zeit war es wieder dasselbe Spiel und
ich nun vollständig entnervt. Als Steigerungsmaßnahme schickte ich
beide auf ihr jeweiliges Zimmer.
Wie macht man das, die Kinder
wegschicken, ohne laut zu werden? Eigentlich stellte ich mir vor,
dass das Wegschicken selbst schon ein solche deutliches Zeichen sei,
dass die Kinder reumütig den Weg antreten, um nach einiger Zeit
beruhigt und geläutert wieder zurückzukommen. HA! Hat ja noch nie
so funktioniert! Die Wut bricht sich erst einmal richtig Bahn, die
Kinder weigern sich, schmeißen sich auf den Boden oder klammern sich
an die Treppenstufen. Je nach Körpergröße hätte ich sie früher
geschnappt und auf ihr Zimmer getragen, „wenn es nicht anders
ging“. Sanft war das nicht und vollständig gegen meine eigenen
Werte des Umgangs mit Kindern sowieso.
Während meiner Challenge kam es
bislang noch nicht dazu, dass ich sie ins Zimmer geschickt habe. Das
ist schon ein großer Schritt für mich, denn das Wegschicken war
früher meist die letzte Stufe der Eskalation. Nur selten und nur
beim Großen geschah das auf annähernd partnerschaftliche Weise, er
ging halb freiwillig, nahm sich die Zeit alleine in seinem Zimmer und
beruhigte sich durch kreatives Spielen (so, wie ich mir das Ganze
immer vorgestellt hatte). Bei Nr. 2 war es purer Zufall: Auch er
hatte manchmal durchaus Lust, alleine im Zimmer zu spielen (was er
sonst auch gerne macht), dann ging er in solchen Situationen selbst
und schnell dorthin und kam ganz gelöst nach einer Viertelstunde
oder mehr von selbst wieder.
Die zu kappen bedeutet eine deutlich
Verbesserung im Umgang mit den Kindern. Am Wochenende hätte ich es
schon viel früher kommen sehen können und sollen. Mit etwas mehr
Kreativität wäre es auch da sicherlich nicht so weit gekommen.
Und genau dort möchte ich von nun an an mir arbeiten: Prävention. Während der ersten Tage der Challenge ging Vieles so leicht, dass mir die Alternativen zum Rumschreien, wie sie das Orange Rhino beschreibt, allesamt überzogen vorkamen. Jetzt merke ich, dass ich selbst Möglichkeiten finden muss, gezielt die Trigger zu erkennen und dann vor allem etwas anderes zu tun. Ich habe ja bereits darüber geschrieben, wie nichts zu sagen in einigen Situationen schon gut funktioniert hat. Es gibt aber Momente, da geht es nicht ums Verbale, z.B. im Umgang mit Kind Nr. 2 und 3. Da hilft also auch diese Strategie nicht weiter.
Morgen ist der Tag, an dem ich damit beginnen werde. Vielleicht und hoffentlich kommen mir Ideen, die mir bei der Bewältigung schwieriger Situationen helfen. Ich werde berichten!
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