10. Juli 2013

Durchhalten -- Bewährungsproben und was ich noch lernen muss

Ich sitze beim viel zu verfrühten Frühstück mit den zwei Kleinen (ich Kaffee, sie Frühstück), es ist hell und freundlich draußen und ich freue mich über das Sommerliche – das Wetter, das Unkomplizierte, meine Stimmung. Die letzten Tage konnte ich nicht immer diese Stimmung aufrechterhalten, aber ich kann sagen: Ich habe meine Kinder nicht angeschrien. In einigen Situationen klang ich patziger, als es wahrscheinlich nötig gewesen wäre und gestern hätte ich es um Haaresbreite nicht geschafft. Zum Glück habe ich noch so gerade die Kurve gekriegt, bevor alles eskaliert wäre.

Ich war mit den Kindern alleine zu Hause und alle drei waren nölig und gleichzeitig kribbelig. Nr. 3 hat ständig geheult, geschrien oder gewimmert und ich konnte nicht feststellen, was genau er wollte. Um die beiden anderen stand es nicht viel besser. Anstatt wie gestern gemeinsam zu lesen, gemeinsam draußen zu picknicken, gemeinsam Playmobil zu spielen und CD zu hören (zugegeben: Das war große Klasse gestern und in dieser Form und Dauer nicht die Regel) gab es ständig Reibereien. Jedes Mal, wenn sie sich begegneten, kamen sie sich körperlich in die Quere, der Älteste zergte Nr. 2, die beiden kämpften, was jedes Mal in Geschrei und Gewimmer endete, sie provozierten sich gegenseitig, jagten sich durch's Haus und Garten, nur um sich dann weiter zu ärgern, nass zu spritzen und am Ende wieder zu schreien und zu wimmern.

Den Nachmittag hatte ich mir ganz anders vorgestellt und war sehr genervt vom Geräuschpegel und dem immerwährenden Zwist, der das Haus füllte. Dazu das mehr heulende als fröhliche Kleine. Meine Geduld schwand und mit ihr meine guten Vorsätze. Ganz gemäß meines alten Musters beschloss ich an einer Stelle, die Großen dürften sich nicht mehr in die Quere kommen und verbot ihnen Körperkontakt (wie abstrus das jetzt wirkt, in der Ruhe des morgendlichen Frühstücks bei Vogelgezwitscher!). Jaha, Mama, machen wir nicht mehr (Nr. 2) und Öntschuuldigunnnng (Nr. 1) hielten nicht lange vor. Nach kurzer Zeit war es wieder dasselbe Spiel und ich nun vollständig entnervt. Als Steigerungsmaßnahme schickte ich beide auf ihr jeweiliges Zimmer.

Wie macht man das, die Kinder wegschicken, ohne laut zu werden? Eigentlich stellte ich mir vor, dass das Wegschicken selbst schon ein solche deutliches Zeichen sei, dass die Kinder reumütig den Weg antreten, um nach einiger Zeit beruhigt und geläutert wieder zurückzukommen. HA! Hat ja noch nie so funktioniert! Die Wut bricht sich erst einmal richtig Bahn, die Kinder weigern sich, schmeißen sich auf den Boden oder klammern sich an die Treppenstufen. Je nach Körpergröße hätte ich sie früher geschnappt und auf ihr Zimmer getragen, „wenn es nicht anders ging“. Sanft war das nicht und vollständig gegen meine eigenen Werte des Umgangs mit Kindern sowieso.

Während meiner Challenge kam es bislang noch nicht dazu, dass ich sie ins Zimmer geschickt habe. Das ist schon ein großer Schritt für mich, denn das Wegschicken war früher meist die letzte Stufe der Eskalation. Nur selten und nur beim Großen geschah das auf annähernd partnerschaftliche Weise, er ging halb freiwillig, nahm sich die Zeit alleine in seinem Zimmer und beruhigte sich durch kreatives Spielen (so, wie ich mir das Ganze immer vorgestellt hatte). Bei Nr. 2 war es purer Zufall: Auch er hatte manchmal durchaus Lust, alleine im Zimmer zu spielen (was er sonst auch gerne macht), dann ging er in solchen Situationen selbst und schnell dorthin und kam ganz gelöst nach einer Viertelstunde oder mehr von selbst wieder.
Die zu kappen bedeutet eine deutlich Verbesserung im Umgang mit den Kindern. Am Wochenende  hätte ich es schon viel früher kommen sehen können und sollen. Mit etwas mehr Kreativität wäre es auch da sicherlich nicht so weit gekommen.

Und genau dort möchte ich von nun an an mir arbeiten: Prävention. Während der ersten Tage der Challenge ging Vieles so leicht, dass mir die Alternativen zum Rumschreien, wie sie das Orange Rhino beschreibt, allesamt überzogen vorkamen. Jetzt merke ich, dass ich selbst Möglichkeiten finden muss, gezielt die Trigger zu erkennen und dann vor allem etwas anderes zu tun. Ich habe ja bereits darüber geschrieben, wie nichts zu sagen in einigen Situationen schon gut funktioniert hat. Es gibt aber Momente, da geht es nicht ums Verbale, z.B. im Umgang mit Kind Nr. 2 und 3. Da hilft also auch diese Strategie nicht weiter. 

Morgen ist der Tag, an dem ich damit beginnen werde. Vielleicht und hoffentlich kommen mir Ideen, die mir bei der Bewältigung schwieriger Situationen helfen. Ich werde berichten!




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